Schulhaus mit Kinderkrippe
für die Gemeinde Vau i Dejes in Nordalbanien
Das Hilfswerk St. Georgen hilft Albanien ist seit 1993 in Albanien tätig und
darf auf grosse Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe hinweisen. Seit
einigen Jahren hat es sich hauptsächlich für das Schul- und Gemeinwesen in
Albanien engagiert. Unter anderem konnten mit Geldern vom Bund, Kanton und
Stadt St. Gallen und anderen Spendengeldern seit 1995 sieben Schulen, vier
Krippen, drei Kindergärten und drei Ambulatorien neu gebaut oder total
renoviert werden. Die meisten Schulen in Albanien sind immer noch in einem
bedenklichen Zustand, und mit der immer noch anhaltenden Landflucht der
Bevölkerung entstehen neue Bedürfnisse in den Städten und ihren Vororten.
Dem Staat stellen sich kaum lösbare Verpflichtungen.
Unserer Organisation liegen zur Zeit mehrere Gesuche vor. Um die Dringlichkeit
der Gesuche abzuklären, besuchte die Projektleiterin Ruth Widmer anfangs
Mai 2006 drei Gemeinden, die das Koordinationsbüro der DEZA (Direktion für
Entwicklung und Zusammenarbeit) vorgeschlagen hatte. Die Wahl war nicht
schwer; man hat sich zu Gunsten der Gemeinde Vau i Dejes entschieden.
Vau i Dejes
Diese Agglomeration befindet sich südöstlich von Shkodër. Die Gemeinde besteht
aus einer «Stadt» und acht umliegenden Dörfern. Der Name sagt es:
engste Stelle des Tales. Unmittelbar angrenzend befinden sich ein Stausee und
eine der drei grossen Hydrozentralen Albaniens, die anfangs der siebziger Jahre
zur Strom- und Wasserversorgung des ganzen Landes entstanden.
Ursprünglich bestand die Siedlung ausschliesslich aus Baracken für die etwa
700 Bauarbeiter des Staudammes. Danach wurde die Bevölkerung der Region des
späteren Stausees dorthin umgesiedelt. Um die Region attraktiver zu machen,
gab man der Siedlung den Status einer «Stadt» und stellte eine
minimale Infrastruktur her. Vau i Dejes zeigt sich heute als bäuerliches Dorf
inmitten einer herben Berglandschaft. Einige zur Zeit des Kommunismus
entstandene Apartmenthäuser im damaligen Stil wirken fehl am Platz.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde erstellte die DEZA folgende Statistik:
- Gesamte Einwohnerzahl: 12'600 auf 98 km²
- Arbeitslosenrate: 41% in Vau i Dejes und 35% in den umliegenden Dörfern.
- Durchschnittseinkommen: 21.4 $ pro Monat, wobei anzufügen ist, dass
die meisten Familien selbstversorgend sind.
- Dienstleistungen der Gemeinde:
- Wasser- und Elektroversorgung für 76% der Haushalte
- Schulen: 6 Grundschulen und 2 Mittelschulen
- Gesundheitswesen: 5 Ambulatorien und 1 Geburtshaus.
- 800 Familien erhalten Sozialhilfe.
Wiege der Christenheit
So nennt man die Region um Vau i Dejes, die seit über tausend Jahren
christlich ist. Eine vor wenigen Jahren vom Vatikan gebaute
«Kathedrale» im Zentrum des Dorfes wird von Priestern aus
Kosova unterhalten. Die Bevölkerung hat zu 80% zum Christentum
zurückgefunden, der Rest ist atheistisch geblieben.
Schulreform
Im Laufe der letzten Jahre bemühte sich der Staat in vielen Bereichen um
eine Anpassung an europäische Verhältnisse. Das Schulwesen wurde dem
«Bologna Prozess» angeglichen. Neu dabei ist, dass der Besuch
des ehemals freiwilligen Kindergartens obligatorisch wurde und Bedingung
zur Aufnahme in die 7-jährige Schulpflicht ist. Dies betrifft alle Kinder
im Alter von 4 bis 7 Jahren (sog. Basisschule).
Projekt Basisschule
In Vau i Dejes besteht zur Zeit nur ein Gebäude für Kinder dieser Alterstufe.
Es stammt aus der Zeit der Diktatur und wurde noch nie renoviert. 90 Kinder
werden dort unter menschenunwürdigen Bedingungen betreut. Die Gemeinde ist
verpflichtet, für die insgesamt 600 Kinder dieser Altersgruppe die entsprechende
Infrastruktur zu erstellen. Das Hilfswerk St. Georgen hilft Albanien
hat sich zum Ziel gesetzt, die Gemeinde dabei zu unterstützen.
ANNO 2006 |
Klasse der Basisschule |
ANNO 2006 |
Das Gebäude aus der Diktaturzeit |
Planung
Anlässlich einer Sitzung des Hilfswerks im Juni 2006 hat Ruth Widmer den
vollzählig anwesenden Patronatsmitgliedern die Situation der Gemeinde
Vau i Dejes geschildert. Es wurde einstimmig beschlossen, dass
St. Georgen hilft Albanien sich für diese Gemeinde engagieren wird.
Anlässlich ihres Besuches in Vau i Dejes am 4. Oktober 2006 informierte die
Projektleiterin den Bürgermeister der Gemeinde, Dod Dodan. Er erbat sich
als dringendstes Projekt den Bau eines Schulhauses für die Basisstufe mit
zusätzlich zwei Räumen für eine Kinderkrippe.
ANNO 2006 |
Grafik des Neubaus |
ANNO 2007 |
Das Gebäude im Rohbau |
Die Gemeinde verpflichtet sich, den Baugrund zur Verfügung zu stellen.
Geplant ist, das Gebäude mitten im Dorf neben dem bestehenden Schulhaus
zu erstellen. Der angrenzende Sportplatz ist auch nach dem Bau noch gross
genug.
Der Bürgermeister wird beim Erziehungsdepartement das Budget für die
Einstellung des Personals und die Verpflegung (Mittagessen) der Kinder
beantragen.
Finanzierung
Gemäss langjähriger Erfahrung und provisorischen Berechnungen rechnet
das Hilfswerk mit Kosten von Fr. 430'000.-. Die DEZA unterstützt das
Projekt mit 200'000.- und die Aktion OhO des St. Galler Tagblattes
hat Fr. 5'000.- dazu beigetragen. Alle zur Zeit einlaufenden Spenden
an das Hilfswerk werden für den Bau dieses Schulhauses benützt.
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